»Die Russen sind da …« – Berlin unter sowjetischer Besatzung
Das Vorrücken der Roten Armee auf Reichsgebiet ist nach Jahren des deutschen Vernichtungskrieges in der Sowjetunion von Racheakten wie Plünderungen und willkürlichen Erschießungen begleitet. Auch Berlin erlebt im April und Mai 1945 eine Welle der Gewalt. Etwa 120.000 Frauen und Mädchen werden Opfer von Vergewaltigungen. Stadtkommandant Nikolaj Bersarin (1904 – 1945) gelingt es in den folgenden Wochen allerdings, die Berliner Bevölkerung für sich zu gewinnen. Zunächst organisiert er die Versorgung mit Nahrung. Bereits zwei Wochen nach der Kapitulation sind Krankenhäuser und Lebensmittelbetriebe, der öffentliche Nahverkehr und viele Verwaltungen wieder in Betrieb. Gleichzeitig demontieren die Sowjets ganze Industrieanlagen und transportieren sie – wie auch geraubte Kunstgüter oder verhaftete Spezialisten – nach Osten. Der Wiederaufbau beginnt mit Aufräum- und Enttrümmerungsarbeiten, aber auch mit einem breiten Kulturprogramm und der Förderung des Neuaufbaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Zugleich installieren die Sowjets mit der Gruppe um Walter Ulbricht (1893 – 1973) ein kommunistisches Regime nach Moskauer Vorbild in ihrer Besatzungszone. Ab Sommer 1945 betreibt der Geheimdienst NKWD das Speziallager Nr. 7 in Sachsenhausen bei Berlin, in dem bis 1950 etwa 13.000 Personen umkommen.
Berlin-Tiergarten, 11. November 1945: Einweihung des Sowjetischen Ehrenmals an der Charlottenburger Chaussee (heute: Straße des 17. Juni) mit bis zu 2.500 Soldatengräbern in Anwesenheit der alliierten Stadtkommandanten und des Generalstabschefs der Roten Armee, Marschall Georgij Shukow (1896 – 1974).
Imperial War Museum, London, BU 11678