Fanatischer Kampf bis zum Ende

Nach der deutschen Niederlage im russischen Stalingrad (Wolgograd) Anfang 1943 kämpft sich die Rote Armee unaufhaltsam in Richtung Westen. Am 6. Juni 1944 landen Briten und Amerikaner, aber auch Polen, in der französischen Normandie und eröffnen eine zweite Front im Westen. Am 12. Januar 1945 leiten sowjetische Einheiten an der Ostgrenze des Reiches eine Offensive gegen die Wehrmacht ein, wenige Wochen später erreichen sie die Oder. Sowjetische Verbände – 2,5 Millionen Männer und Frauen – setzen ab Mitte April 1945 zu einem Zangenangriff auf Berlin an. Ihnen stehen eine Million Wehrmachtsoldaten, SS-Einheiten und der »Volkssturm« gegenüber. Viele Zivilisten und Soldaten, die nicht mehr kämpfen wollen oder können, werden durch »Fliegende Standgerichte« der Waffen-SS ermordet. In verlustreichen Kämpfen gelingt der Roten Armee am 30. April die Einnahme des Reichstagsgebäudes als Symbol des »Hitlerfaschismus« im Zentrum Berlins. Wenige Stunden zuvor hat Adolf Hitler (1889 – 1945) Suizid begangen.

Berlin, östlicher Stadtrand, Ende April 1945: Sowjetische Artillerie beschießt die Reichshauptstadt. Nach der für Wehrmacht und Rote Armee überaus verlustreichen Schlacht um die Seelower Höhen vom 16. bis 19. April erreichen die 1. Belorussische und die 1. Ukrainische Front unter Marschall Georgi Shukow (1896–1974) zwei Tage später den äußeren Verteidigungsgürtel um Berlin und schließen am 25. April die Stadt ein.

Bundesarchiv, Bild 183-E0406-0022-012

Berlin-Mitte, heutige Ebertstraße, Mai 1945: Sowjetische Panzer vor der Begrenzungsmauer der Ministergärten, dem Gelände des 2005 eingeweihten Holocaust-Mahnmals, im Hintergrund das Brandenburger Tor.

Museum Berlin-Karlshorst, Fotokorrespondent: Timofej Melnik (1911 – 1985)

Berlin, Garten der Neuen Reichskanzlei, 20. März 1945: Vor laufender Kamera zeichnen Hitler und »Reichsjugendführer« Artur Axmann (1913 – 1996) Angehörige der »Hitlerjugend«, die im »Volksturm« kämpfen, mit dem Eisernen Kreuz aus. Jungen und alte Männer müssen ab September 1944 nach kurzer Einweisung an Kämpfen teilnehmen; Zehntausende fallen.

bpk, 70716415

Dresden, 25. Februar 1945: Deutsche Soldaten verbrennen die Leichen der bei Luftangriffen getöteten Menschen auf dem Dresdner Altmarkt. Um den Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung zu brechen, haben Briten und Amerikaner ihre Bombenangriffe ausgeweitet. In Dresden sterben zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 bis zu 25.000 Menschen. Ungeachtet dessen setzen deutsche Behörden ihre Verbrechen fort: Am 15. Februar verlässt der letzte Transport mit 56 Jüdinnen und Juden die zerstörte Elbmetropole – mit dem Ziel Theresienstadt.

Stadtarchiv Dresden, 16.2.40 Hahn, Walter und Draber, Helmut, Nr. F 014

Leipzig, Neues Rathaus, 20. April 1945: Der Stadtkämmerer, stellvertretende Bürgermeister und überzeugte Nationalsozialist Dr. Kurt Lisso (*1892, am Schreibtisch), seine Frau Renate (*1895) und Tochter Regina (*1924, mit Rotkreuzhaube) hatten sich am 18. April das Leben genommen. Tausende Deutsche begehen 1945 aus Angst vor den Alliierten oder aus Verzweiflung über das Ende des »Dritten Reiches« Suizid.

National Archives and Records Administration, Washington D. C., Fotokorrespondentin: Elisabeth »Lee« Miller (1907 – 1977), 531270

Königsberg, April 1945: Angehörige der Roten Armee bei Straßenkämpfen. Neben Berlin ist die ostpreußische Hauptstadt als »Hort des deutschen Militarismus« Ziel der sowjetischen Großoffensive Mitte Januar 1945. Die »Festung« fällt am 9. April. Die verbliebenen 130.000 Einwohner sind der Gewalt der Eroberer schutzlos ausgeliefert. Zehntausende Menschen fallen in den folgenden Monate Hunger und Seuchen zum Opfer.

Museum Berlin-Karlshorst, Fotokorrespondent: Michail Sawin (1915 – 2006)