Der deutsche Vernichtungskrieg 1939 bis 1945

Wieluń, 1. September 1939: Am frühen Morgen des ersten Kriegstags greifen deutsche Sturzkampfbomber die polnische Kleinstadt an und zerstören sie weitgehend. Dabei sterben bis zu 1.200 Zivilisten. Im Rahmen des deutschen Angriffskrieges werden in den folgenden Jahren hunderte europäische Städte in Schutt und Asche gelegt: vom englischen Coventry bis zum belarussischen Minsk, vom niederländischen Rotterdam bis zum serbischen Belgrad.

Muzeum Ziemi Wieluńskiej, MZW-AF-6266

Ghetto Litzmannstadt (Łódź), um 1941: Dieses Ghetto, das von Februar 1940 bis August 1944 besteht, ist einer von tausenden meist abgeriegelten Wohnbezirken im deutsch besetzten Osten, in denen jüdische Kinder, Frauen und Männer Zwangsarbeit leisten müssen und gezielter Verelendung preisgegeben sind. Sie dienen der SS als Sammelpunkte für die Verschleppung in die Gaskammern oder Erschießungsgruben. Sechs Millionen Jüdinnen und Juden aus ganz Europa werden Opfer des Holocaust.

Żydowski Instytut Historyczny, Warschau

Schlucht von Babyn Jar bei Kyjiw (Ukraine), Ende 1943: Hier erschießen Angehörige der SS-Einsatzgruppe C am 29./30. September 1941 über 33.700 jüdische Kinder, Frauen und Männer; Aufnahme der sowjetischen »Außerordentlichen Staatlichen Kommission zur Untersuchung nationalsozialistischer Verbrechen«. Bereits im Herbst 1939 beginnen SS-Einsatzkommandos mit Massenerschießungen von zehntausenden Angehörigen der Intelligenz und des Klerus, aber von auch Jüdinnen und Juden im eroberten Polen. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 führen SS-Einsatzgruppen bis 1944/45 Massenerschießungen von etwa zwei Millionen Jüdinnen und Juden durch. Auch Roma, behinderte Menschen, Kriegsgefangene oder Widerstandskämpfer gehören tausendfach zu den Opfern.

Rossiskij Gosudarvstvennij Archiv Kinofotodokumentov, Krasnogorsk

Durchgangslager nahe dem russischen Millerowo, Mai 1942: Die Wehrmacht hält bis zu 50.000 sowjetische Kriegsgefangene hier ohne Nahrung unter freiem Himmel fest. Während des deutschen Eroberungskrieges kommen insgesamt etwa 3,5 Millionen Soldat/-innen der Roten Armee durch Hunger, Erschöpfung und sich ausbreitende Krankheiten oder Mord in Lagern ums Leben.

Kraevedčeskij Muzej Millerovo

Leningrad (Sankt Petersburg), 1. Oktober 1942: Leichen auf dem Wolkowo-Friedhof. Während der Hungerblockade zwischen September 1941 und Januar 1944 sterben bis zu 1,2 Millionen Kinder, Frauen und Männer. Die rücksichtslose Ausbeutung der eroberten Sowjetunion, aber auch Polens und Griechenlands, schließt den kalkulierten Hungertod von Millionen Menschen ein.

RIA Novosti archive

Distomo, 10. Juni 1944: Bei einer sogenannten Vergeltungsmaßnahme nach einem Partisanenüberfall auf deutsche Soldaten erschießen SS-Einheiten über 200 Menschen in der griechischen Kleinstadt. Überall in Europa – vor allem auf ukrainischem und belarussischem Boden – verwüsten deutsche Einheiten ganze Landstriche, plündern hunderte Dörfer, brennen sie nieder und ermorden ihre Bewohner. Bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes vom 1. August bis zum 2. Oktober 1944 werden mehr als hunderttausend Zivilisten ermordet und die Stadt anschließend vollständig zerstört.

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Auschwitz-Birkenau, 26. Juni 1944: Alliierte Luftaufnahme des »Vernichtungskomplexes«. In den Gaskammern von Auschwitz, Lublin-Majdanek, Belzec, Sobibor und Treblinka sowie in mobilen Gaswagen in Kulmhof (Chełmno), Malyj Trostenez, Soldau oder Belgrad ermorden deutsche SS-Angehörige und ihre Helfer etwa drei Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer sowie tausende Sinti und Roma, Patienten aus Heilanstalten, sowjetische Kriegsgefangene, polnische Widerstandskämpfer und Zivilisten anderer Nationalitäten. Auschwitz wird nach seiner Befreiung am 27. Januar 1945 zum Symbol nationalsozialistischer Verbrechen, vor allem des Holocaust.

National Archives and Records Administration, Washington D. C.